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Eine neue algebraische Methode zur Untersuchung von Vektorbündeln auf der projektiven Ebene

Klassische Begriffe und Inhaltsangabe

In dieser Arbeit stellen wir eine neue algebraische Methode zur Untersuchung von Vektorbündeln, aber auch beliebigen kohärenten Moduln auf projektiven Räumen ℙn vor. Um die Einführung des wesentlichen mit kohärenten ℙn-Moduln zusammenhängenden Begriffes, des Kroneckermoduls, zu motivieren, wollen wir jetzt an die klassischen Resultate von Serre erinnern.

Sei Gradn die Kategorie der endlich erzeugten graduierten Moduln über der graduierten k-Algebra der Polynome k[x0, ...,xn], wobei k ein algebraisch abgeschlossener Körper sei. Aus einem Modul M in Gradn können wir auf folgende Weise einen ℙn-Modul ℱ konstruieren: Wir definieren die Schnitte Γ(ℙnf,ℱ) von  ℱ  über der offenen Menge ℙnf von ℙn der Punkte, wo die homogene Funktion f∈k[x0,...,xn] nicht verschwindet, als die 0-te Komponente (Mf)0 der Lokalisierung Mf von M bezüglich der Menge {1,f,f2,f3,...}. Dadurch ist bis auf eindeutige Isomorphie ein kohärenter ℙn-Modul  ℱ  bestimmt.

Insbesondere ist dem Modul k[x0,...,xn](m), den wir aus k[x0,...,xn] durch Verschieben der Graduierung erhalten, der lokalfreie kohärente ℙn-Modul O(m), ein Geradenbündel, zugeordnet, bei m<0 eine Potenz des Hopfbündels O(-1). Wenn wir mit  ℱ(m)  das Tensorprodukt  ℱ⊗O(m)  und mit  Γ(ℱ)  die globalen Schnitte von  ℱ  bezeichnen, so ist für einen kohärenten ℙn-Modul  ℱ  der Vektorraum  X(ℱ) = ⊕Γ(ℱ(m))  (direkte Summe) ein endlich erzeugter k[x0,...,xn]-Modul, wenn er mit der natürlichen Multiplikation versehen wird, die folgendermaßen definiert ist: Wir fassen xi als Schnitt von O(1) auf und definieren xi⋅s für s in  Γ(ℱ(m))  als den Schnitt von O(1)⊗ℱ(m) = ℱ(m+1).

Auf diese Weise erhalten wir zwei Funktoren A: GradnMod und X: Mod→Gradn, wobei Mod die Kategorie der kohärenten ℙn-Modulgarben bezeichnet. Die Konstruktion A von ℙn-Moduln hängt aber nicht von den homogenen Komponenten vom Grad kleiner als eine beliebige Konstante ab, und andererseits gibt es Moduln mit X(ℱ)m = 0 für alle  m∈ℤ  kleiner als eine beliebige Konstante. Daher sind die Funktoren A und X erst dann "invers", wenn wir in Gradn Objekte und Morphismen identifizieren, die in allen homogenen Komponenten genügend hohen Grades übereinstimmen.

Diese Identifizierung in Gradn ist aber rein theoretisch und praktisch arbeitet man mit den Objekten in Gradn. Dann aber kann es vorkommen, dass z.B. ein unzerlegbarer graduierter Modul M einen zerlegbaren ℙn-Modul A(M) induziert. Um jedoch von der Notwendigkeit der Klassenbildung loszukommen, muss man sich in jedem Fall auf ℙn-Moduln  ℱ  beschränken, die schon aus ihren Schnitten  Γ(ℱ(m))  für  m  kleiner als eine Konstante konstruierbar sind. Zum Beispiel besitzt die Unterkategorie Vb0n von Mod n der lokalfreien global erzeugten ℙn-Moduln  ℱ , wo die höhere Kohomologie der  ℱ(m)  für  m≥-n  verschwindet, diese Eigenschaft, und wir werden zeigen, dass ein solcher Modul schon durch zwei Komponenten von  X(ℱ), z.B. durch  Γ(ℱ(-1))  und  Γ(ℱ), bestimmt ist und dass sie zusammen mit der Multiplikation durch die xi∈k[x0,...,xn] einen Kroneckermodul mit n+1 lineare Abbildungen xi: Γ(ℱ(-1))→Γ(ℱ)  induzieren. Allgemein heißt solch ein Objekt von zwei Vektorräumen V und W mit einer endlichen Zahl k von linearen Abbildungen V→W Kroneckermodul mit k Pfeilen.

Wir können also jedem kohärenten ℙn-Modul  ℱ  einen Kroneckermodul  κ(ℱ)  mit n+1 Pfeilen  Γ(ℱ(-1))→Γ(ℱ)  zuordnen. Wir entwickeln auch ein Verfahren zur globalen Konstruktion von ℙn-Moduln M(æ) aus Kroneckermoduln  æ  und zeigen, dass der Funktor  κ  auf einer Unterkategorie Mod 0n von Mod, die Vb0n enthält, eine volltreue Einbettung in die Kategorie der Kroneckermoduln induziert und "Schnitt" für den Funktor M ist. Die Kategorie Mod 0n hat die Eigenschaft, dass es für jeden kohärenten ℙn-Modul  ℱ  ein m∈ℕ gibt, so dass  ℱ(m)  in Mod 0n liegt. Daher kann man sich auf Mod 0n beschränken, wenn man ℙn-Moduln nur bis auf Isomorphie betrachtet, da  ℱ(m)  isomorph zu G(m) ist, genau wenn  ℱ  isomorph zu G.

Da wir vornehmlich an Fragen der Isomorphie von Vektorbündeln interessiert sind, untersuchen wir in dieser Arbeit Eigenschaften der Kroneckermoduln von Vektorbündeln in Mod 0n. Zunächst jedoch eine Erinnerung an die "klassischen" Methoden, ein quasiprojektives Schema von Isomorphieklassen von Vektorbündeln über einer nichtsingulären projektiven Kurve X zu konstruieren. Man konstruiert zuerst eine Familie oder ein Schema von Vektorbündeln mit einer darauf operierenden reduktiven Gruppe so, dass ihre Bahnen genau die Isomorphieklassen sind. Dann studiert man die Gruppenoperation und kennzeichnet das offene Unterschema der "stabilen" Punkte, wofür ein "geometrischer" Quotient, das Modulischema, nach der Gruppenoperation existiert, d.h. im wesentlichen: ein universelles quasiprojektives Schema, dessen Punkte die Isomorphieklassen parametrisieren. [D. Mumford, Geometric Invariant Theorie, 0.4]

Dabei werden drei wesentliche Eigenschaften von Bündeln auf projektiven Kurven verwendet:
1. Die Vektorbündel sind genau die torsionsfreien X-Moduln.
2. Jedes Bündel F hat eine Filtrierung 0 = F0 → F1 → ... → Fr-1 → Fr =F, so dass Fi/Fi-1 ein Geradenbündel ist.
3. Bei Vorgabe der diskreten Invarianten Rang r und Grad c gibt es ein Schema von Bündeln vom Rang r und Grad c mit einer Moduligruppe.

Wir sind in der Lage, mit ähnlichen Methoden die stabilen ("besonders stabilen") Vektorbündel auf ℙ2 (für beliebige Ränge) zu kennzeichnen. Leider gelingt eine geometrische Deutung eines Stabilitätsktiteriums nur für spezielle (monomiale) Bündel. Die hier verwendeten Methoden sind jedoch sicher "ausbaufähig", nicht wahrscheinlich dagegen auf beliebige Bündel über ℙn, da die zur Herleitung des Stabilitätskriteriums verwendeten drei zentralen Eigenschaften für ℙn mit n > 2 sicher nicht gelten:

Den obigen Aussagen entsprechen in dieser Arbeit folgende:
1. Die Kroneckermoduln von Vektorbündeln sind genau die regulären Kroneckermoduln. (Für die Definition von "regulär" ist der Begriff der Torsionsfreiheit entscheidend. Außerdem ist klar, dass der Kroneckermodul eines Vektorbündels torsionsfrei ist, d.h. für e‡0 in Γ(O(1)) und x‡0 in  Γ(ℱ(-1))  ist  e⋅x∈Γ(ℱ)  nicht Null. Dies gilt für alle ℙn.
2. Jedes Bündel auf ℙ2 hat eine Folge 0 = F-1 , F0 ,..., Fm-1 , Fm = F von "abgeleiteten" Bündeln mit exakten Sequenzen 0→O⊗Yi→Fi-1(1)→FiO⊗Zi→0, wobei Yi und Zi Vektorräume sind. DimZi ist der Rang des maximalen trivialen Summanden von F und dimYi lässt sich offenbar durch die Ränge von Fi und Fi-1 ausdrücken. Der Beweis der Existenz lässt leider nicht erkennen, wie sehr die Gültigkeit dieser Aussage mit der Regularität von κ(F(-1)): E⊗Γ(F(-2))→Γ(F(-1)) verknüpft ist, wobei E = Γ(O(1)) ist, und dass sie für n > 2 nicht gelten kann, z.B. ist κ(Ω(3)) nicht regulär.
3. Bei Vorgabe der Invarianten m (der "Stufe" von F) sowie dimYi und dimZi gibt es ein Schema von Vektorbündeln mit einer Moduligruppe, hier eine SLk. Die Definition ist für alle Bündel nur auf ℙ2 möglich, da Punkt 2. nur für alle Bündel gilt, wenn n = 2 ist.

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